Reisebericht Sierra Leone 2022

Wir sind heute in der Flughafenregion unterwegs. Eben haben wir ein Regierungsspital besucht, das für drei Chiefdoms zuständig ist, was ca 250‘000 Einwohner und Fahtzeiten von bis zu 3 Stunden umfasst. Sie bieten Basismedizin für Kinder, Mütter und Notfälle - sowie auch die Nachbehandlung. Ihre grössten Herausforderungen sind Elektrizität und Testmaterial. Strom erhalten die etwa einen Tag pro Monat, dh meistens läuft der Generator. Da auch hier die Benzinpreise stark gestiegen sind (ca 1.9 Euro pro Liter), können sie ihre Dienste kaum noch aufrechterhalten.

Es hat heute für einen kleinen Abstecher an den Strand gereicht. Hier sieht man leider auch die starke Umweltverschmutzungen. Die Fischer bringen mehrmals täglich das Netz aus und ziehen es dann von Hand an Land. Das geht über eine Stunde. Der Ertrag sind Krebse, Schrimps, kleine Fische und sehr viel Müll

In Lungi entsteht unter der Leitung von Kai eine neue Gemeinschaft. Wir waren heute bei ihnen im Wohnzimmer zu Besuch, haben Lieder gesungen und uns von einem Bibeltext aus Philipper 2 inspirieren lassen.

Kai kennen wir schon sehr lange. Er war früher der Manager des Hotels gleich neben dem Flughafen, bis dieses schloss. Seitdem haben wir mit ihm Kontakt. Letztes Jahr war er beim Leitertraining dabei und hat anschliessend die Gemeinschaft in seinem Haus gestartet

Kai heisst übrigens in seiner lokalen Sprache 5. das heisst, er ist der fünfte Sohn seines Vaters

Wir setzen heute morgen über nach Freetown, der internationale Flughafen und die Hauptstadt sind durch eine Bucht/Flussmündung getrennt, eine Brücke gibt es nicht, entweder fährt man außen herum oder mit der Fähre.

Wir sind in Grafton. Hier ist die erste ‚unserer‘ Kirchen vor ca 12 Jahren entstanden. Dann entstand durch diese ein Fussball- und ein Bäckereiprojekt. Die Geschichte der Kirche hatte Hochs und Tiefs und doch ist die eine Quelle der Hoffnung für viele Menschen. Zusammen mit ORA Kinderhilfe und der Deutschen Botschaft konnten wir das Fussballfeld und Kabinenhaus renovieren.

Heute traf ich zum ersten mal auch die Tochter von Kamara. Der Name ist etwas gewöhnungsbedürftig: Borisa

Die Kirche hat leider auch eine Verstärkeranlage. Das macht es für uns fast unerträglich und oft wünschten wir uns das einfache gemeinsame Singen. Aber für unsere Freunde hier kann es gar nicht laut genug sein - also passen wir uns an

Und noch etwas Jööööö

Es geht nun nach Makimba - einem Fischerdorf. Wir haben hier vor Jahren mitgeholfen, eine kleine Brücke zu bauen, damit das Dorf während der Regenzeit nicht abgeschnitten ist. Später haben wir dann ein neues Schulgebäude für die Dorfschule bauen können. Dieses wird am Sonntag auch für den Gottesdienst genutzt. Vorher trafen sie sich unter einer Palme. Samson, einer der Dorfältesten ist seit Anfang ein treuer Wegbegleiter. Wir freuen uns, ihn bald zu treffen. Vorher erwartet uns noch eine Fahrt von ca 30 Minuten über Staubstrassen.

In Makimba werden wir fröhlich empfangen

Viele dieser Kinder waren früher nicht in der Schule. Wir konnten vor zwei Jahren die Dorfschule wieder beleben. Zusätzlich hat ORA Kinderhilfe ein Ernährungsprogramm gestartet, um den vielen Mangelernährungen zu begegnen

Wir sind heil in Makeni angekommen. Die Fahrt zog sich hin, auch weil wir es nicht vor Eindunkeln geschafft haben. Unsere Basis für die nächste Woche ist das Hotel MJ - wie jedes Jahr. Wir haben hier wohl schon jedes Zimmer mal belegt - und sie werden über die Jahre nicht besser…

MJ Hotel Lunsar-Makeni Hwy., Makeni, Northern Province https://foursquare.com/v/501e4fd5e4b0a7e9a793101a

Wir sind in Kono angekommen. Hier besuchen wir eine kleine Hausgemeinschaft. Die Pastorin der Vineyard in Kono ist Ende Jahr sehr überraschend gestorben. Das war eine grosse Herausforderung für diese Gemeinschaft. Viktor, ein Soldat, hat nun die Leitung übernommen und ermutigt die Gemeinschaft. Leider hat sein Vorgesetzter, ein Muslim, nicht immer Verständnis, dass Viktor am Sonntagmorgen Urlaub braucht für den Gottesdienst

Uns ist es eingeosses Anliegen, diese Menschen in ihrem Glauben zu ermutigen. Das Gebiet Kono ist bekannt für ihre vielen Minen, wo Diamanten und seltene Metalle abgebaut werden. Das bedeutet, dass viele Menschen mit grossen Träumen hierherziehen und dann viel Frust erleben. Die Depressive Stimmung ist über dem Gebiet spürbar. So gibt es hier auch sehr viele Drogenabhängige. Es braucht hier Kirchen, die Hoffnung und praktische Hilfe bringen können.

Die Rückfahrt war wegen des starken Regens wieder sehr abenteuerlich. Aber nach einer Afrikanischen Dusche in der Unterkunft und einem kühlen Getränk fühlen wir uns wieder lebendig und ready für die Nacht

Der Tag startete mit einiger Aufregung, als wir bemerkten, dass jemand aus unserer Reisegruppe den Reisepass gestern verloren hat. Was zu Hause schon eine Herausforderung ist, bedeutet hier ein riesiges Problem. Alle Koffern durchsucht, den Wen rekonstruiert und Telefone gemacht. Und Gott sei dank fand sich dieses kleine Büchlein, das über Ausreise oder längeren Aufenthalt entscheidet, im Taxi am Boden. Hätte ihn vorher jemand Fremdes gefunden, wäre der Pass weg gewesen, da diese teuer verkauft werden können.

Wir gönnten uns als Abkühlung von der Aufregung dann eine Mopedtour von Makeni nach 3Miles

Wir unterstützen lokale Initiativen zur Selbstständigkeit. Hier eröffnet Glorious zusammen mit mehreren Frauen von 3Miles einen Shop. Sie hat dazu auch eine grosse Veranda geplant, auf der weitere Personen ihre Dienstleistungen anbieten können, wie Rasieren, Haare flechten, etc

Vor ein paar Monaten hat hier ein Sturm mehrere Häuser abgedeckt. Die Kirche hat geholfen, die Dächer zu flicken - oft bei Familien, die der Kirche ablehnend gegenüber stehen

In 3Miles befindet sich eines von drei Landwirtschaftsprojekten. Hier sind zwischen 15 bis 20 Familien involviert, die dann gemeinsam von den Erträgen profitieren. In der Mitte entsteht nun ein Farmhaus, damit die Erträge besser geschützt werden können. Der nächste Schritt ist, dass wir ihnen helfen, den Maschinenpark zu erweitern. Hier müssen sie immer teuer mieten und sind auf die Gunst anderer angewiesen

Kurz vor Kabala - dem Zielort heute - haben wir in einem Dorf gehalten, das vor Armut regelrecht ‚stank‘. Die Dorfbewohner haben uns gebeten, ihnen zu helfen. Im Gespräch mit den Dorfältesten haben sie folgende „Wünsche“ formuliert:
1. eine Schule für die Kinder
2. einen guten Brunnen
3. einen Pastor für ihre Dorfkirche
4. eine Medizinstation

Wir haben ihnen erklärt, wie unser Arbeitskonzept funktioniert und sie eingeladen, zwei Personen aus dem Dorf auszuwählen, die kostenlos an unserem Training in 3Miles teilnehmen können. Wir hoffen, dass wir hier treue und zuverlässige Menschen finden, die bereit sind, den langen und langsamen Weg der Entwicklung mit uns zu gehen

Der dritte von rechts, der das schreckliche Shirt trägt, ist Lasana, der Mann von Glorious. Er fährt jeweils eines der beiden Autos. Er ist ein sehr gemütlicher, umsichtiger Fahrer.

Oh, mein Fehler: es müsste der dritte von links heissen. 🙈🙈🙈

Seit gestern regnet es ununterbrochen. It is rainy season, baby. Wir gönnen uns den Morgen, um für das Leitertraining vorzubereiten, das von Mittwoch bis Freitag in 3Miles stattfindet. Dann kommen aus jedem Projekt zwei bis drei Mitarbeitende. Heute versuchen wir, Makulamba zu besuchen. Hier ist vor fünf Jahren eine Kirche entstanden und dann ein Landwirtschaftsprojekt. Mit dem Überschuss der Ernte aus 3Miles vor zwei Jahren konnten sie hier ein eigenes Community Project beginnen - begleitet von Simon. Sie bauen vorwiegend Erdnüsse an. Durch eine grössere Spende können wir im August eine Maschine anschaffen, die daraus Erdnussbutter macht. Wir Können dadurch die Produkte veredeln, den Absatz für die Bauern garantieren und weitere Personen in die Wertschöpfung einschliessen. Davon profitiert dann wieder die gesamte Community

Nun aber zuerst wieder praktisch: schaffen wir es mit unseren Autos durch den Busch und über die Schlammstrassen bis zu den beiden Projekten? Und bleiben wir selber dabei einigermassen sauber und trocken? Ein weiteres Abenteuer erwartet uns…

Wir sind in Makulamba angekommen. Hier ist vor ein par Jahren eine tolle Kirche entstanden. Dadurch dann auch ein Landwirtschaftprojekt. Als nächstes wird die Schule neu gebaut, damit die Kinder endlich in die Schule gehen können

Das öffentliche WC in Makulamba.

Sometimes men got to do what men got to do…

Die Hauptsprache in Sierra Leone ist Krio. Die Sprache hat sich unter den Sklaven entwickelt, die im Karibischen und Amerikanischen Raum lebten und diese dann nach Afrika zurückgebracht haben.

Krio hört sich wie ein Pigin English an, aber es gibt auch eine Bibel in Krio. 90% der Bewohner verstehen Krio, was es für uns einfacher macht, unsere Mitarbeitenden aus den verschiedenen Landesteilen zusammenzubringen

Heute ist der erste Tag des Trainings. Wir starten mit ein paar Songs. Dann lesen wir gemeinsam die Bibel anhand ORA (Observation, Reflection, Application). So kann sich jede:r beteiligen und wir lernen mit und von einander. Heute sprechen wir über die Begegnung von Jesus mit der Frau am Brunnen aus Johannes 4:9-15

Unser gemeinsames Bibellesen hat eine sehr wichtige Diskussion zu häuslicher Gewalt und der Unterdrückung von Frauen ausgelöst. Die Männer haben sich verpflichtet, aktiv dagegen vorzugehen und selber Vorbilder zu sein. Gleichzeitig haben wir gemeinsam nach Wegen gesucht, wie die Gemeinschaften zu sicheren Orten werden können, wenn sie Missbrauch erlebt haben. Sichere Ort, wo sie sich nicht schämen müssen, wo sie klagen können und wo sie Hilfe erhalten.

... und noch ein Nachtrag zu gestern. Simon hat jetzt Bilder von dem 20ha-Land geschickt.
Zunächst ein Film, wie es bearbeitet wurde und dann der aktuelle Wachstumsstand. Enjoy ...

Bevor die Sonne über Makeni aufgeht, rufen uns die Muezine zum Gebet. Direkt neben uns liegt eine Mosche, in der Kinder jeden Morgen ca eine Stunde lang den Koran zitieren. Diese Töne mischen sich dann aber wieder mit den Mopeds, die Taxifahrten bieten

Gestern hat jede Gruppe einen kleinen Bericht erarbeitet: wofür sind wir dankbar? Was fordert uns heraus? Was sind unsere Fragen, was ist uns unklar?

Wir sind begeistert, was Jesus in und durch diese Gruppen tut. Gleichzeitig stehen wir mit ihnen in ihren Herausforderungen und helfen ihnen mit und durch ihre Fragen

Der letzte Tag des Leitertrainings war nochmal voller guter Inputs und Diskussionen. V.a. die Reports und die Fragerunde war sehr ergiebig. Das gibt uns ganz wichtige Anhaltspunkte, Segen und Frieden was wir bei unserer nächsten Reise im Februar 2023 achten können. Nach dem Abschluss am Freitagabend folgte die obligate Fotosession. Wir haben natürlich brav gelächelt und mit jedem Team Heidi-Klum-würdig posiert…

Heute morgen sind wir am Schulabschlussfest der Grundschule in 3Miles. Am Nachmittag haben wir Geschäftsleute aus Makeni eingeladen. Wir wollen hören, wie wir Unternehmertum fördern und unterstützen können, damit Arbeitsplätze entstehen.

Am Abend geht es dann ans Packen und Vorbereiten für die Rückreise. Der Gedanke, nur noch eine Nacht hier zu verbringen und bald wieder eine richtige Dusche und ein warmes Bett zu haben, fühlt sich genauso falsch wie gut an ;-)

Die Schulschlussfeier startet mit einer grossen Parade durchs Dorf

Heute Nachmittag treffen wir uns mit Geschäftsleuten in Makeni. Wir wollen von ihnen hören, was ihre Erfahrungen und Herausforderungen sind

… klar noch 4 1/2 Stunden bis Abflug

Wir sind definitiv auf der letzten Stück unseres Reiseabenteuers angekommen. Danke, dass du uns begleitet hast. Wir hoffen, wir konnten dir einen Einblick in unsere Arbeit in Sierra Leone geben.
Unsere Projekte werden durch Spenden getragen. Dabei fliesst jede Spende direkt in die Projekte. Unsere Reisekosten finanzieren wir jeweils selber oder durch andere Zuwendungen. Falls du gerne etwas spenden möchtest, kannst du dies an das Konto unseres Hilfswerkes Vision West Afrika tun. Wir versenden jeweils im ersten Quartal des Folgejahres Spendenbestätigungen, damit die Spende von den Steuern abgezogen werden kann.
Unsere nächste Reise planen wir im Februar 2023 - wieder in einem ähnlichen Rahmen. Wir sind gespannt, was sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat. Von unserer Seite werden wir vor allem zwei Fragen bewegen: die einzelnen Gemeinschaften fragen nach einem Handbuch, an dem sie sich orientieren können. Wir waren bis jetzt sehr zurückhaltend, da solche Leitlinien oft die eigenständige Entwicklung einschränken. Da wollen wir vertieft mit unseren Mitarbeitenden vor Ort diskutieren und austauschen, was wirklich hilfreich ist.
Die Ausweitung der Landwirtschaftsprojekte ist genial. Für eine gute Bewirtschaftung wäre aber besseres Gerät super hilfreich. Viele der Felder werden von Hand mit einfachen Haken bestellt. Es wäre genial, wenn wir einen Container mit einem oder zwei Traktoren und vielem weiteren Werkzeug nach Sierra Leone schicken könnten. Falls es in unserem Umfeld Landwirte gibt, die gerne nicht mehr benötigtes Werkzeug oder Maschinen spenden möchten, dürfen sie sich gerne bei mir melden (boris.eichenberger@vineyardaarau.ch)

Damit schliessen wir diese Gruppe - und wünschen dir den Segen unseres Schöpfers und Bewahrers.